Sonntag, 1. Dezember 2013

Über die Spuren, die Eltern hinterlassen...

Ich erzittere beim bloßen Gedanken an die ungeplante und unbekannte, doch unausweichliche und unaufhaltsame Wucht, mit der Eltern in ihren Kindern Spuren hinterlassen, die sich, wie Brandspuren, nie mehr werden tilgen lassen. Die Umrisse des elterlichen Wollens und Fürchtens schreiben sich mit glühendem Griffel in die Seelen der Kleinen, die voller Ohnmacht sind und voller Unwissenheit darüber, was mit Ihnen geschieht. Wir brauchen ein Leben lang, um den eingebrannten Text zu finden und zu entziffern, und wir können nie sicher sein, dass wir ihn verstanden haben.

Pascal Mercier, "Nachtzug nach Lissabon",
19. Auflage, ISBN 978-3-442-73436-8
Seite 318f.

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