Mittwoch, 25. Dezember 2013

Asche der Vergeblichkeit

"Unser Leben, das sind flüchtige Formationen aus Treibsand, vom einen Windstoß gebildet, vom nächsten zerstört. Gebilde aus Vergeblichkeit, die verwehen, noch bevor sie sich richtig gebildet haben"

Pascal Mercier in "Nachtzug nach Lissabon"
19. Auflage Taschenbuch Mai 2006
ISBN 978-3-442-73436-8 Seite 467.

Siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Nachtzug_nach_Lissabon

Sonntag, 1. Dezember 2013

Über die Spuren, die Eltern hinterlassen...

Ich erzittere beim bloßen Gedanken an die ungeplante und unbekannte, doch unausweichliche und unaufhaltsame Wucht, mit der Eltern in ihren Kindern Spuren hinterlassen, die sich, wie Brandspuren, nie mehr werden tilgen lassen. Die Umrisse des elterlichen Wollens und Fürchtens schreiben sich mit glühendem Griffel in die Seelen der Kleinen, die voller Ohnmacht sind und voller Unwissenheit darüber, was mit Ihnen geschieht. Wir brauchen ein Leben lang, um den eingebrannten Text zu finden und zu entziffern, und wir können nie sicher sein, dass wir ihn verstanden haben.

Pascal Mercier, "Nachtzug nach Lissabon",
19. Auflage, ISBN 978-3-442-73436-8
Seite 318f.

Dienstag, 19. November 2013

Über die Liebe (an die er nicht glaubte...)

"Daran glaubte er nicht. Mied sogar das Wort. Hielt es für Kitsch. Es gebe diese drei Dinge, und nur sie, pflegte er zu sagen: Begriede, Wohlgefallen und Geborgenheit. Und alle seien sie vergänglich. Am flüchtigsten sei die Begierde, dann komme das Wohlgefallen, und leider sei es so, daß die Geborgenheit, das Gefühl, in jemandem aufgehoben zu sein, irgendwann auch zerbreche. Die Zumutung des Lebens, all die Dinge, mit denen wir fertig werden müssten, seien einfach zu zahlreich und zu gewaltig, als dass unsere Gefühle sie unbeschadet überstehen könnten. Deshalb komme es auf Loyalität an. Sie sei kein Gefühl, meinte er, sondern ein Wille, ein Entschluss, eine Parteinahme der Seele. Etwas, das den Zufall von Begegnungen und die Zufälligkeit der Gefühle in eine Notwendigkeit verwandle. Ein Hauch von Ewigkeit, sagte er, nur ein Hauch, aber immerhin."

Pascal Mercier in "Nachtzug nach Lissabon"
19. Auflage Taschenbuch Mai 2006
ISBN 978-3-442-73436-8 Seite 256f.